Zum ersten Mal nahm ich an den Internationalen Deutschen Hochschulmeisterschaften in Münster teil. Der Wettbewerb bestand aus 2 Wettbewerben: einem Einzelzeitfahren am 2.10. und ein längeres Straßenrennen im Rahmen des Münsterland-Giro am nächsten Tag.
Der Sonntag
Nachdem ich mich fast 6 Stunden und über 500km durch das Autobahnwooling quer durch Deutschland gekämpft hatte, kam ich gegen 20 Uhr in Münster an. Es ist zwar gar nicht so einfach sich im Dunkeln in einer völlig fremden Stadt zu orientieren, aber ich fand die Turnhalle, in der ich die nächsten 2 Nächte übernachten wollte auf Anhieb. Dort angekommen, blieb eigentlich nicht mehr viel zu tun, außer Luftmatraze und Schlafsack herrichten, ne Kleinigkeit essen (hab mir extra leckeren Reiskuchen gebacken) und sich schlafen zu legen.
Der Montag
Der Morgen begann sehr entspannt mit einem leckeren Frühstück in der Mensa, dass ich bis halb elf zelebrierte. Dann stand ein entspannter 20minütiger Fussmarsch zur Schlossuniversität Münster an, wo die Akkreditierung war. Von oben betrachtet, ist der zugehörige Schlossgarten ein kleines Meisterwerk:

Nachdem ich fast eine halbe Stunde warten musste, bis die 10 Mann vor mir abgefertigt waren, ging ich wieder zurück zur Turnhalle, stieg in mein Auto und fuhr nach Laer, einer kleinen Gemeinde nicht weit von Münster entfernt, wo das Zeitfahren stattfinden sollte. Da ich schon gegen 12 vor Ort war und so noch fast dreieinhalb Stunden Zeit hatte, konnte ich in aller Ruhe die Strecke ab- und mich warmfahren. Die Runde war fast durchgehend flach, von ein paar saften Steigungen mal abgesehen. Nur der Wind war echt brutal; gut es wurde an dem Tag ja auch vor "stürmischen Orkanböen" gewarnt. Zum Glück blieb es aber trocken.
Um 15:22 Uhr war dann Start für mich. Ich war wohl fast der Einzige, der mit seinem normalen Straßenrad
ins Rennen ging, die meisten hatten richtig gute Zeitfahrmaschinen. Der aerodynamische Vorteil dieser Räder dürfte sich bei diesen Bedingung wohl verdoppelt haben.
Ich stand also oben auf der Rampe und wartete auf das Startsignal. Weil wir schon 15min vorher am Start sein mussten, war ich natürlich schon wieder ziemlich ausgekühlt, trotzdem jagte ich schon nach 40 Sekunden mit Tempo 50 aus Laer hinaus auf die Strecke. Dort relativierte der Wind dann wieder die Geschwindigkeit und ich fuhr nur noch nach Puls. Einige Fahrer konnte ich überholen, allerdings hatte die schon die zweite Runde in den Beinen und waren nicht mehr ganz so frisch. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich den direkt vor mir gestarteten Fahrer eingeholt hatte, da waren noch etwa 10km zu fahren. Und so langsam begann ich das Tempo zu forcieren. Den letzten Kilometer gab ich dann nochmal alles und raste über die Ziellinie. Ich war zwar für den Moment kaputt, aber längst nicht so fertig, wie ich es eigentlich sein wollte. Was war mein Fehler? Ich viel viel zu sachte gefahren. Zwischen 85 und 90% der max. Herzfrequenz ist für ein Zeitfahren einfach zu wenig. Ich hatte am Ende noch zuviele Reserven. Beim nächsten Mal wird der Zielbereich zwischen 90 und 95% liegen, sodass ich mit 100% durchs
Ziel fahren kann. Wie sagte meine Trainerin doch: "Beim Zeitfahren sind die am schnellsten, die von Anfang an alles geben." Jaja, hätt' ich nur auf sie gehört. Da wären bestimmt 1,5 Minuten drin gewesen, mit Aerorad noch etwas mehr. So aber lag ich mit meiner 37:53min nur auf dem 35. Platz. Aber gut, das war mein erstes Zeitfahren, beim nächsten Mal wirds besser. Der Sieger ist übrigens einen 46,5er Schnitt gefahren- einfach Wahnsinn bei diesen Bedigungen. Aber ich muss mich nicht schämen: die meisten vor mir platzierten sind A- Amateure.
Der Rest des Tages verging schnell. Nach einem ausgiebigen Ausfahren, wurde geduscht, ein Recovery- Drink getrunken und wieder zurück nach Münster gefahren. Dort stieg am Abend eine sehr gemütliche Pasta- Party, die aber aufgrund der allgemeinen Müdigkeit bereits gegen 22 Uhr zuende war.
Der Dienstag
Heute hieß es zeitig aufstehen, denn bereits um 9:25 Uhr war für uns der Start zum 90km Straßenrennen. Wir Studenten starteten 5min vor dem Hauptfeld des großen Jedermannrennens. Um 6 Uhr packte ich in aller Ruhe meine Sachen zusammen und ging zum Frühstück. Mir ist es wichtig, spätestens 2,5h Stunden vor dem Rennen nichts mehr zu Essen, sonst rebelliert mein Magen. Die Erfahrung habe ich diese Saison schon mehrmals

gemacht, vor allem auch mit Milch. Aber seitdem ich meine Ernährung umgestellt habe (und früh keine Milch mehr trinke) ist es viel besser geworden.
Dann machte ich mich langsam für Rennen fertig und fuhr mich bissel war. Das war wichtig, denn es war ziemlich frisch. Zum ersten Mal dieses Jahr startete ich ein Rennen mit Armlingen. Das will schon was heißen! Für die Knie mussten eine Schicht Melkfett reichen. Da ich mein Warmup etwas verlängerte, blieb mir nur ein Platz im hinteren Teil der Startaufstellung. Bei 180 Startern doch ein Nachteil, zumal es gleich abging, wie die Feuerwehr. Mit Tempo 50 quer durch Münster, immer dem Führungsfahrzeug hinterher. Eigentlich hatte es geheißen, dass das Rennen neutralisiert ist, solange das Führungsauto die Warnblinker noch aktiviert hat. Darum beginnt meine Aufzeichnung auch erst etwas später, denn die Blinker blieben die ganzen 90km an, sodass ich dann einfach mal so auf den Knopf gedrückt habe.
Wir fuhren in einem recht zügigen Tempo. Die ersten Nicht- Radsportler im Feld liesen schon bald abreisen, der Wind tat sein übriges. Bei dem hohen Tempo war es auch fast unmöglich im Feld nach ganz vorn zu fahren, sodass ich bei manchen Tempoverschärfungen im hinteren Teil mit einer Gruppe zurück fiel und wir uns erst mühsam wieder rankämpfen mussten. Nach etwa der Häfte der Strecke setzte ein leichter Nieselregen ein und auch die Hügel wurden mehr uns vor allem steiler. Unsere Gruppe hatte sich fast wieder bis ans Hauptfeld (oder was davon noch übrig war) herangekämpft, als es eine ziemlich steile Rampe hinaufging, wo unsere Gruppe im Nu zerfiel und ich, als guter sächsischer Bergfahrer plötzlich allein war. Mein Vorsprung wuchs schnell und ich versuchte alleine zur nächsten Gruppe aufzuschließen, was mir nicht so recht gelang. Pro Kilometer nahm ich ihnen vielleicht 50 Meter ab. Zu wenig bei 400m Vorsprung, zumal es doch recht anstregend ist, allein im Wind zu fahren. Nach einer Weile schloss aber die Gruppe von hinten wieder auf, zusammen mit einem gestürtzten Fahrer, der gleich nach dem Zusammenschl

uss das Tempo mächtig forcierte und davonzog. Im Windschatten folgte ich ihm als Einziger- eine gute Entscheidung. Wir 2 fuhren schnell einen guten Vorsprung heraus und harmonierten als Team ganz gut, zumal sich uns auch noch ein weiterer von uns eingeholter Fahrer anschloss. Erst als unsere Gruppe größer wurde, lief es nicht mehr rund. Auf den letzten 10km wollte keiner mehr in den Wind und Tempo machen. Von 8 Leuten in der Grupp wechselten sich nur 3 Leute an der Spitze ab. Furchtbar! Wer nicht mehr kann soll ganz aussteigen, aber nicht lutschen und das Tempo verschleppen. Irgendwann waren wir wieder in Münster und es wurde in der Innenstadt recht kurvig. Bei einer Linkskurve hätte ich fast den Anschluss verloren, als ich eine Verkehrsinsel außen und nicht innen umfuhr. Aber ein kurver Antritt brachte mich schnell wieder heran. Langsam begann die heiße Phase und wir fragten uns, wie weit es wohl noch sein würde. Plötzlich tauchte die 500 Meter- Marke auf und ich schaltete in den größten Gang, um auf alles vorbereitet zu sein. Dann ging ein Fahrer und ich folgte ihm. Knapp hinter uns der Rest der Gruppe. Wieder eine leichte Kurve... noch 200 Meter... Rad an Rad fuhren wir nebeneinander her, jeder an seinem Limit, die Beine total sauer, es war nicht abzusehen, wer den Sprint gewinnen würde, obwohl es um nichts mehr ging... noch 50 Meter... ich ging nochmal aus dem Sattel, nahm alle Kraft zusammen und fuhr mit 10cm Vorsprung unter dem Jubel der Zuschauer als "Erster" über die Ziellinie. Geil, mein erster Zielsprint und ich habe ihn gewonnen und das gegen einen A-Fahrer! In der Endabrechnung bin ich mit einer Zeit von
2:12:54h auf
Platz 37 gelandet. In der abschließenden Gesamtwertung der beiden Rennen belegte ich
Rang 33. Gar nicht so schlecht, auch wenn wie immer mehr möglich gewesen wäre.
Nach dem Rennen irrte ich noch 20 Minuten durch Münster, weil ich mir dummerweise den Weg zur Turnhalle nicht gemerkt hatte, packte meine Sachen zusammen und fuhr heim. Ich brachte zwar eine Stunde, um nur aus Münster herauszukommen, denn die Straßen waren wegen des Rennen gesperrte, fuhr auch noch auf die falsche Autobahn, bin aber trotzdem gegen 18:15 Uhr wieder wohlbehalten in Chemnitz angekommen.
FAZIT: Eine rundum gelungene Veranstaltung, ich freue mich schon auf die dritte Auflage der IDHM Rennrad.