Steve's Trainingstagebuch

Montag, Mai 24, 2010

Tour of Albania - Zusammenfassung

Es war mir aus diversen Gründen nicht möglich, ständig Tagebuch zu führen. Das lag zum einen an der nicht verhandenen Internetverbindung, zum anderen an meiner körperlich Verfassung. Darum folgt jetzt eine Zusammenfassung der Etappen I, II, III und V.

Etappe I: Tirana - Fier: Vom Start weg ging es die Stadtautobahn hinaus Richtung Durres, die gleiche Richtung, wie wir schon am Samstag zum trainieren gefahren sind. Es war ein recht unruhiges Fahren, wie ich es schon aus dem Kosovo kannte: ständig, völlig sinn- und planlos antreten und noch bevor die Verfolger ernsthaft über eine Verfolgung nachdenken können wieder rausnehmen. Manchmal wird dann aber doch nachgesetzt, dann ist richtig hohes Tempo. Ansonsten kann man mit Puls von 120 und 30km/h ruhigen Gewissens das Feld anführen. Das gibts auch bloß hier. Nur eine 4er Gruppe hatte ganz ordentlichen Zug drauf, sodass wir einige Zeit bisschen drücken mussten, um sie wieder einzuholen. Kurz vorm Ziel wäre ich fast noch zu Fall gekommen, als ein sich Albaner zwischen mich und die Leitplanke zu drängen versuchte, obwohl ich schon richtig weit am Rand fuhr. Auf den 20cm Grünstreifen konnte er das Rad nicht mehr kontrollieren und flog ab, zum Glück ohne größere Blessuren. Kurz darauf hatte Daniel einen VR-Defekt und es fing an zu regenen. Er schaffte es aber rechtzeitig wieder ins Feld. Aus dem Zielsprint hielt ich mich raus. Die Zielanfahrt war etwas verwinkelt und in die Reifen hatte ich nach gestern nicht mehr das Vertrauen, sodass ich laut Alphabetisch georndetem Protokoll vom Abend 24. wurde, zeitgleich mit dem Rest. Der Radwechsel hatte den Bus weit im Verkehr zurück geworfen, sodass er fast eine halbe Stunde brauchte, um ins Ziel zu gelangen. Dann fuhren wir mir Sack und Pack ins 40km entfernte Vlore, wo wir in einem schmucken Hotel nächtigten.

Etappe II: Vlore - Sarandä
Heute kam es drauf an: kurz nach dem Ziel wartete ein 15km Anstieg von 0 auf 1022m auf uns. Ich fühlte mich gut, vertraute auf meine Stärke und lies die 11/23 auf dem Hinterrad. Leider verzog sich der morgendliche Sonnenschein bald und wir starteten im Regen. Weil die Stadt sauer war, kein Zielort zu sein, musste der Start ein paar km außerhalb gelegt werden. Dann gings los, erst an der Küste enlang, dann bogen wir ins landesinnere ab. Kurz darauf die erste Rampe, kein Problem. Dann wieder einige kure Abfahren und Flachstücke, dann gings richtig los und die noch relativ große Gruppe zerteilte sich bald. Daniel musste reißen lassen, bei mir ging noch ganz gut, auch wenn mir der 23er schon bald zu dick wurde. Pech. Das Tempo war richtig hoch, sodass ich darauf verzichtete, die Attacken der Apolonier mitzugehen. Statt dessen fuhr ich meinen Rhytmus weiter, der fast alle Lücken schloss. Nur eine 3er Gruppe musste ich ziehen lassen. Dafür fand ich mich alsbald mit dem Gelben, einem seiner Helfer und einem Apolonier in einer Gruppe. Es wurde immer steiler, acht oder neun km/h, Kadenz nicht viel mehr. Dann fing es noch zu regnen an, ein urigster Nebel setzte ein und es waren nur noch 8°. Scheiß Wetter, aber in dem Moment registriert man das nicht so. Irgendwann waren wir oben, der Himmel riss auf und wir sahen das Meer. Der Kommisär zeigte eine Minute Rückstand, durchaus machbar. Leider nicht für mich. Die Abfahrt war der blanke Horror. Ich gehöre schon im Trockenen nicht zu den besten Fahrern, auch wenn ich mir da ein Mithalten durchaus hätte vorstellen können. Aber so wie meine beiden Begleiter die nassen Serpentinen runter preschten, da hatte ich keine Chance. Die waren schon bald außer Sichtweite und ich war allein. Große Schaize war, Die Rundfahrt auf einer beschissenen Abfahrt verloren. Auch den Apolonier, der von hinten kam, musste ich ziehen lassen. Noch einige Zeit später holte mich Daniel mit seinen 2 Begleitern ein. Die Gruppe konnte ich ganz gut halten. Bis zur Kurve X. Ich weiß nicht mehr so richtig wie, aber irgendwie bekam ich an einer ziemlichen steilen Stück das Rad nicht mehr richtig gebremst, rutschte weg und knallte volle Kanne mit dem Brustkorb gegen die Stoßstange des Kommissärwagens, der dort stand, weil an dieser Stelle bereits ein Anderer gestürtzt war. Im nächsten Moment wurde ich schon wieder auf die Beine gezerrte und versuchte krampfhaft Luft zu bekommen. Die Augen flimmerten und ich schielte ziemlich stark, das rechte Bein tat höllisch weh und überhaupt wars grad ziemlich komisch. Zum Glück erholten sich meine Lungen schnell und ich wurde wieder Herr über meine Sinne. Dann war ich auch schon im Teambus und auf dem Weg ins Ziel, wo auch schon ein Krankenwagen auf mich wartete. Der brauchte mich ins Hospital von Sarandä, wo Thorax und Knie geröngt wurden, zum Glück ohne Befund. Nix gebrochen, nur geprellt. Laufen ging leider gar nicht und auch atmen war sehr schmerzhaft. Das schlimmste aber war mein Rad, dessen traurige Einzelteile ich am Nachmittag im Bus begutachtete. Damit endete meine vierte Rundfahrt in einer beschissenen Kurve an der albanischen Adriaküste. Tolle Wurst.