Steve's Trainingstagebuch

Dienstag, Mai 25, 2010

Besuch beim Arzt

Da meine Behandlung in Albanien doch nur sehr kurz war, nutzte ich den Pfingstsonntag um mich auf meiner ehemaligen Arbeitsstelle im Küchwald-KH gründlich durchchecken zu lassen. Der behandelnde Arzt kam übrigens aus dem Kosovo; ja die Welt ist klein. Er machte seinen Job aber gut, freute sich über die albanische Tageszeitung, in der meine Röntgenbilder eingepackt waren. Für diese hatte er aber nur ein mitleidiges Lächeln übrig. Scheinbar unterscheidet sich der albanische Standard doch erheblich vom internationalen. However, einige Aufnahmen später, einer Sono von Oberkörper, Knie und Oberschenkel durfte ich wieder heim. Zum Glück ohne Befund. Mit den Prellungsschmerzen werd ich die nächste Zeit klarkommen müssen. Wann ich wieder richtig trainieren kann weiß ich noch nicht. Das Bein ist bis auf das riesige Hämatom soweit okay, nur meine eingeschränkte Lungenkapazität macht mir noch ein paar Probleme. Schaumermal.

Montag, Mai 24, 2010

Tour of Albania - Zusammenfassung

Es war mir aus diversen Gründen nicht möglich, ständig Tagebuch zu führen. Das lag zum einen an der nicht verhandenen Internetverbindung, zum anderen an meiner körperlich Verfassung. Darum folgt jetzt eine Zusammenfassung der Etappen I, II, III und V.

Etappe I: Tirana - Fier: Vom Start weg ging es die Stadtautobahn hinaus Richtung Durres, die gleiche Richtung, wie wir schon am Samstag zum trainieren gefahren sind. Es war ein recht unruhiges Fahren, wie ich es schon aus dem Kosovo kannte: ständig, völlig sinn- und planlos antreten und noch bevor die Verfolger ernsthaft über eine Verfolgung nachdenken können wieder rausnehmen. Manchmal wird dann aber doch nachgesetzt, dann ist richtig hohes Tempo. Ansonsten kann man mit Puls von 120 und 30km/h ruhigen Gewissens das Feld anführen. Das gibts auch bloß hier. Nur eine 4er Gruppe hatte ganz ordentlichen Zug drauf, sodass wir einige Zeit bisschen drücken mussten, um sie wieder einzuholen. Kurz vorm Ziel wäre ich fast noch zu Fall gekommen, als ein sich Albaner zwischen mich und die Leitplanke zu drängen versuchte, obwohl ich schon richtig weit am Rand fuhr. Auf den 20cm Grünstreifen konnte er das Rad nicht mehr kontrollieren und flog ab, zum Glück ohne größere Blessuren. Kurz darauf hatte Daniel einen VR-Defekt und es fing an zu regenen. Er schaffte es aber rechtzeitig wieder ins Feld. Aus dem Zielsprint hielt ich mich raus. Die Zielanfahrt war etwas verwinkelt und in die Reifen hatte ich nach gestern nicht mehr das Vertrauen, sodass ich laut Alphabetisch georndetem Protokoll vom Abend 24. wurde, zeitgleich mit dem Rest. Der Radwechsel hatte den Bus weit im Verkehr zurück geworfen, sodass er fast eine halbe Stunde brauchte, um ins Ziel zu gelangen. Dann fuhren wir mir Sack und Pack ins 40km entfernte Vlore, wo wir in einem schmucken Hotel nächtigten.

Etappe II: Vlore - Sarandä
Heute kam es drauf an: kurz nach dem Ziel wartete ein 15km Anstieg von 0 auf 1022m auf uns. Ich fühlte mich gut, vertraute auf meine Stärke und lies die 11/23 auf dem Hinterrad. Leider verzog sich der morgendliche Sonnenschein bald und wir starteten im Regen. Weil die Stadt sauer war, kein Zielort zu sein, musste der Start ein paar km außerhalb gelegt werden. Dann gings los, erst an der Küste enlang, dann bogen wir ins landesinnere ab. Kurz darauf die erste Rampe, kein Problem. Dann wieder einige kure Abfahren und Flachstücke, dann gings richtig los und die noch relativ große Gruppe zerteilte sich bald. Daniel musste reißen lassen, bei mir ging noch ganz gut, auch wenn mir der 23er schon bald zu dick wurde. Pech. Das Tempo war richtig hoch, sodass ich darauf verzichtete, die Attacken der Apolonier mitzugehen. Statt dessen fuhr ich meinen Rhytmus weiter, der fast alle Lücken schloss. Nur eine 3er Gruppe musste ich ziehen lassen. Dafür fand ich mich alsbald mit dem Gelben, einem seiner Helfer und einem Apolonier in einer Gruppe. Es wurde immer steiler, acht oder neun km/h, Kadenz nicht viel mehr. Dann fing es noch zu regnen an, ein urigster Nebel setzte ein und es waren nur noch 8°. Scheiß Wetter, aber in dem Moment registriert man das nicht so. Irgendwann waren wir oben, der Himmel riss auf und wir sahen das Meer. Der Kommisär zeigte eine Minute Rückstand, durchaus machbar. Leider nicht für mich. Die Abfahrt war der blanke Horror. Ich gehöre schon im Trockenen nicht zu den besten Fahrern, auch wenn ich mir da ein Mithalten durchaus hätte vorstellen können. Aber so wie meine beiden Begleiter die nassen Serpentinen runter preschten, da hatte ich keine Chance. Die waren schon bald außer Sichtweite und ich war allein. Große Schaize war, Die Rundfahrt auf einer beschissenen Abfahrt verloren. Auch den Apolonier, der von hinten kam, musste ich ziehen lassen. Noch einige Zeit später holte mich Daniel mit seinen 2 Begleitern ein. Die Gruppe konnte ich ganz gut halten. Bis zur Kurve X. Ich weiß nicht mehr so richtig wie, aber irgendwie bekam ich an einer ziemlichen steilen Stück das Rad nicht mehr richtig gebremst, rutschte weg und knallte volle Kanne mit dem Brustkorb gegen die Stoßstange des Kommissärwagens, der dort stand, weil an dieser Stelle bereits ein Anderer gestürtzt war. Im nächsten Moment wurde ich schon wieder auf die Beine gezerrte und versuchte krampfhaft Luft zu bekommen. Die Augen flimmerten und ich schielte ziemlich stark, das rechte Bein tat höllisch weh und überhaupt wars grad ziemlich komisch. Zum Glück erholten sich meine Lungen schnell und ich wurde wieder Herr über meine Sinne. Dann war ich auch schon im Teambus und auf dem Weg ins Ziel, wo auch schon ein Krankenwagen auf mich wartete. Der brauchte mich ins Hospital von Sarandä, wo Thorax und Knie geröngt wurden, zum Glück ohne Befund. Nix gebrochen, nur geprellt. Laufen ging leider gar nicht und auch atmen war sehr schmerzhaft. Das schlimmste aber war mein Rad, dessen traurige Einzelteile ich am Nachmittag im Bus begutachtete. Damit endete meine vierte Rundfahrt in einer beschissenen Kurve an der albanischen Adriaküste. Tolle Wurst.

Tour of Albania VI

Donnerstag, 4. Etappe: Permet - Korce
So lecker das Essen am Vortag, so bedürftig (nicht schlecht) war es zum Frühstück. Wer, wie ich, nicht schon wieder Spaghetti Bolognese wollte, hatte ziemliches Pech gehabt und bekam nicht mal einen Teller oder was zu trinken. Also begnügte ich mich mit Schafskäse, Weißbrot und Weinbeerenmarmelade aus ganzen Früchten ohne Gelee. Als wir dann die Sachen packten, kam Benno plötzlich ins Zimmer und meinte, dass die anderen schon alle weg sein: eine Stunde vorm Start und das bei 200m Anreise. Also schnell das Auto gepackt und auf zum Start. Es ging dann auch wirklich schon 9:30 Uhr – mit Bedacht, wie sich später herausstellen sollte. Zunächst ging es ein ganzes Stück flach-wellig das Flusstal hinauf. Nach einer halben Stunde und der ersten richtigen Welle, gab unser Padawan auf und wollte in den Bus. Wir verwiesen ihn auf den Besenwagen. Schon bald begann der Berg. Nicht sehr steil, aber sehr schmale, extrem kurvenreiche Straße. Da gehörte schon einiges fahrerisches Geschick zu, sowohl auf dem Rad, als auch im Auto. Daniel konnte sich dann mit drei anderen Fahrern absetzen, wurde aber wenig später von einem Defekt gestoppt. Wegen der schmalen Straße und der Abfahrt dauerte es fast 5 Minuten, bis wir ihn erreichten und das Hinterrad wechseln konnten. Dann ging es weiter, zumeist bergauf. Die Straße wurde zusehends schlechter – richtig schlecht. Zu allem Unglück fing es auch noch an zu regnen und auf 1140m wurde es dann doch recht frisch. Wir versorgten Andreas noch mit Wasser und fuhren zu Daniel auf, der sich wieder mit einer größeren Gruppe absetzen konnte. Etwa 40km vorm Ziel wurde er erneut von einem Defekt heimgesucht, aber da das Tempo in der Gruppe mehr als nur gemächlich war, war das kein wirkliches Problem. Nach über 4,5h und 135km in Regen, Kälte, urschlechtem Straßen (O-Ton Daniel: „Mit dem MTB wäre ich um einiges schneller gefahren, vor allem bergab“) und massig Höhenmetern ging die Königsetappe schließlich in Korce zu Ende. Zum allem Übel passte das Hotel auch noch zur Etappe – einfach nur bescheiden. Zwar schön gelegen auf einem Berg hoch über der Stadt, aber die Zimmer sind furchtbar klein und dann flogen auch noch ständig die Sicherungen raus. Nur das Essen war ganz okay: Salat, ‚Reisschleimsuppe‘ und Kartoffeln und Fleisch. Von allem recht wenig, aber doch ganz gut Kraft spendend.

Der Muskelkater im Oberkörper lässt so langsam nach, aber schnell und tief atmen, sowie husten ist nach wie vor mit größeren Schmerzen verbunden. Das Knie ist auch soweit wieder schmerzfrei, konnte heute sogar ganz gut rennen, als ich Daniel nach den Defekten wieder anschob. Nur der Oberschenkel hat jetzt so eine lustige blaugelbgrüne Farbe angenommen.

Montag, Mai 17, 2010

Tour of Albania II

Der Tag begann mit einigen Hiobsbotschaften: zum einen wurde der Kriteriums- Prolog von 20 auf 10km reduziert, aber das war noch zu verkraften. Etwas schlimmer (zumindest für mich) war der Ausfall des Einzelzeitfahrens auf der 5. Etappe. Plötzlich warteten auf uns nur noch 5 statt 6 Etappen. Ende war also nicht in Tirana, sondern in Elbasan. Aber gut, da kann man nix machen. Erst mal hieß es lange ausschlafen und dann gemütlich frühstücken. 2 Eier, Marmelade, Honig, Butter, Käse und dunkles Toastbrot waren ganz okay. Dann ging es wieder ins Bett. Start war erst 18 Uhr, da blieb noch mehr als genug Zeit. Daniel ging eine Runde trainieren, Benno musste zur Pressekonferenz, später aber es dann Mittagessen: Salat, Kartoffelsuppe und Spaghetti. Die waren aber deutlich schlechter als gestern und in einer seltsamen Ketchup-Mayo-Sahnesoße. Dann ging es wieder ins Bett. Ausruhen fürs Kriterium war angesagt. Wir wollten uns ordentlich warmfahren und das Ding von vorne dominieren. Unsere Motivation sank aber spürbar, als wir erfuhren, dass es heute nur um das gelbe Trikot ging. Kein Preisgeld, keine Zeiten, nix. Toll. Zu allem Übel fing es kurz vor dem Start auch noch an zu regnen, sodass wir bereits durch waren, als wir uns an den Start stellten. Dort sahen wir erstmals unsere gesamte Konkurrenz. Nach einer kurzen Zeremonie ging es dann los. Wie die Bekloppten stürmten die Jungs nach vorne. Kriterien und vor allem Kurven fahren zählt hier nicht so zum Alltag. Die nassen und furchtbar glatten Haarnadelkurven gingen aber bis auf eine Ausnahme sturzfrei über die Bühne. Nur die albanische Art die Kurven ganz innen anzufahren, war etwas gewöhnungsbedürftig. In Runde 6 (oder war es 7) fuhr ich zu zwei Ausreisern nach vorne und wir kamen ganz gut weg. Von harmonieren konnte aber keine Rede sein: jeder von den Jungs fuhr so lange bis er völlig platt war (mich ausgenommen), sodass wir immer langsamer wurden und in der letzten Runde schließlich noch ein paar aus dem Feld aufschließen konnten. Aus dem Zielsprint hielt ich mich raus und wurde 6. Gelb wollten wir heute noch nicht. Nach 27 Minuten, 18 Kilometern und dreckig wie die Schweine fuhren wir uns noch kurz aus und dann schnell ins Hotel. Die Räder wurden draußen mit dem Schlauch vorgereinigt und dann im Badezimmer wieder poliert. Das sah dann aber auch entsprechend aus (*schäm*). Am Abend gab es Salat (was sonst), Eintopf und Pommes mit Hühnchenbrust. War lecker.
The Race

Sonntag, Mai 16, 2010

Tour of Albania

Die Fahrt von Chemnitz ins bayerische Schönau verlief recht problemlos. Die spektakuläre Sperrung der A72 aufgrund eines LKW- Unfalls, der Unmengen an Farbe verloren hat, betraf zum Glück die andere Richtung. An der bayerischen Grenze setzte Regen ein, der mich bis ins Ziel begleitete. Sehr pünktlich gegen 12:20 Uhr kam ich bei den Riedessers an. Noch ein bisschen Warten, dann hieß es Räder und Gepäck einladen und Abfahrt. Mein Mitstreiter Daniel aus Ravensburg war inzwischen auch da. Die erste Zwischenstation hieß Graz, wo wir unseren alten Bekannten Andreas Legler einluden. Später sollten noch zwei Montenegriner zustoßen. Dann ging es weiter durch Slowenien nach Kroatien. Diesen Teil der Fahrt verschlief ich komplett und wachte erst in Montenegro an der Bucht von Kotor auf. Von der bekam ich aber aufgrund der ungünstigen Mischung auf Dämmerung übelsten Regen nicht so viel mit. Zum Glück hatten wir die Räder heuer im Bus. Gegen 7 Uhr waren wir in Bar am Hotel Adria, wo wir eine Stunde auf die beiden Anderen warteten – vergebens. Wir hinterlegten an der Rezeption die Lizenzen und setzten unsere Reise fort. Es ging nur noch langsam vorwärts. Die dicht bewaldete, kurvenreiche und schlechte Küstenstraße machte eine schnelle Fahrt unmöglich. Das änderte sich auch wenig später in Albanien nicht. Hier kam allerdings noch Verkehr hinzu. Albanien selbst war eine Art Kulturschock – auch wenn ich den Kosovo schon kannte, das war noch eine Stufe drunter. Slums, Müllberge und Dreck, dazu hunderte von halbfertigen Rohbauten und ärmlichen Häusern. Auf dem Nachbargrundstück stand dagegen oftmals ein schmuckes Wohnhaus oder Hotel. Neben unzähligen Möbelhäusern, gab es vor allem Autoläden und –waschanlagen, später dann Metzger, bei denen die rohen Schweineteile einfach so vor dem Laden rumhingen. Nach 2 Stunden Fahrt erreichten wir endlich Tirana, wo wir fast nochmal eine Stunde im dichten Verkehr mit der Hotelsuche verbrachten. Endlich gefunden, bezogen wir nach einem kurzen Gespräch mit dem „Brehmer vom Balkan“ unsere Zimmer. Um 13 Uhr gab es Essen: gemischter Gemüsesalat, dann leckere Spaghetti, dann noch Pommes und Hähnchenbrustfilet. Ein guter Anfang. Bis 16 Uhr schliefen wir, dann war es Zeit für ein kurzes Radtraining. Auch wenn es gar nicht so einfach war einen Weg aus der Stadt zu finden und das fahren selbst mit einem gewissen Selbstmordrisiko einherging, so fanden wir und alsbald auf einer fahrbaren Straße, parallel zur Stadtautobahn wieder. 2 Stunden fuhren wir bei teilweise heftigem Wind, dann war es genug. Das Abendessen kurz darauf war eine Enttäuschung. Den Salat aßen wir noch mit Genuss, die darauf folgende Suppe (ein undefinierbares Irgendwas aus Nudelbrei und riesigen Knochenstücken) verweigerten wir – ein Fehler, denn es gab nichts weiter. Erst nach einigen Diskussionen mit dem Rundfahrtleiter bekamen wir noch eine Portion Pasta. Satt und zufrieden ging es dann ins Bett. Wie würde es uns in Albanien ergehen?
Unsere Route