
Kaum war der Freudentaumel von Lichtenstein abgeklungen, stand auch schon das nächste Rennen an: der Oberguriger Straßenpreis, südlich von Bautzen. Es ist ein schöner, aber nicht allzu schwerer 7km- Rundkurs. Letztes jahr wurden die beiden Männerrennen aufgrund schwacher Teilnehmerzahlen noch zusammengelegt, heute aber war alles anders. Denn allein für das C-Rennen waren 100 Fahrer gemeldet, in der KT/A/B- Klasse knapp halb so viele. Und da ich mir auch heute wieder was vorgenommen hatte, war mir das sehr recht. Von Beginn an fuhr ich aktiv in der Spitze mit und versuchte mich des öfteren mal in Ausreißversuchen, die aber nur von kurzer Dauer waren. Die Hälfte des Rennens war noch nicht vorüber und das Feld war noch zu frisch und aufmerksam. Kurz darauf wären sämtliche Träume beinahe zerplatzt, als es in die Anfahrt zur spitzen Rechtskurve auf die Zielgerade ging. Wir machten wie immer zuvor einen kleinen Linkschwenk, um dann rechts rumzuziehen. Ich fuhr dummerweise etwas zu dicht auf meinen Vordermann auf und lenke ein µ eher ein als er. Er zieht noch ein Stück weiter raus als ich, sodass ich sein Hinterrad touchiere, was mir schlagartig den Lenker zur anderen Seite verreist. Irgendwie kann ich grad noch so mit beiden Schuhen ausklicken, knalle mit dem Gesäß aufs Oberrohr und schlittere mit ausgefahrenen Beinen als Stützräder über den Aspahlt - bleibe aber auf dem Rad, fang mich dann wieder und fahre weiter. Puh, Schwein gehabt, das hätte auch ganz anders ausgehen können. Ich bin natürlich ganz am Ende des Feldes, als es oben auf der Kuppe des kleinen 15%ers gleich nach der Zieldurchfahrt eine Attacke gibt, bei der sich 6 Mann absetzen können. Nicht sehr, aber es ist die bis dahin größte Gruppe, die gehen konnte. Ich kann zwar im Feld wieder vorfahren, aber das Loch ist erstmal zu groß. Da hatte ich mich dann erstmal satt. Kurz darauf versuchen 2 Fahrer hinzuspringen, aber nur einem gelingt es. Ich versuche an die beiden ranzukommen, aber das Feld ist mir zu dicht auf den Fersen, sodass ich das beald sein lasse. Im Nachhinein war das ne ziemlich idiotische Aktion. Dann gehen ein Chemnitzer und ein Heidenauer. Die lasse ich aber erstmal ziehen. Dann aber attackiert ein Dresdner - und mit dem gehe ich mit. Wir kommen ganz gut weg und können alsbald zu den 2 Mann vor uns aufschließen. Der Heidenauer muss reißen lassen, der Chemnitzer geht mit und wir kreiseln zu dritt zu der Gruppe vor uns hin, auch wenn das fast 2 Runden gedauert hat. Das große Hauptfeld aber ist inzwischen weit weg. Für die letzten zweieinhalb Runden lautete die Devise nur noch Kräfte sparen, keinen Deut zu viel Führung leisten. Wir sind 10 Mann und harmonieren ganz gut, auch wenn es über die Wechselrichtung oftmals keine einheitliche Meinung gab. In der vorletzten Runde hat ein Mitstreiter Defekt, da waren es nur noch 9. Ich fahre als erster zum letzten Mal in diese knackige 200m kurze Steigung hinein, als ich es hinter mir nur noch knacken höre und 2 Fahrer oben auf der Kuppe attackieren. Ich beiß auf die Zähne und gehe mit. Einer folgt mir, da waren es nur noch 4. Das Loch war da und wir drückten alle nochmal ganz ordentlich. Noch 5km, das müsste zu schaffen sein. Bei der 2 Steigung attackiert dann der Regensburger, ich bin einen Moment zu unaufmerksam und er ist weg- da waren es nur noch 3. Es gelingt uns auch nicht mehr ihn zu stellen. Was der Junge für einen Bumms in den Schenkeln hat war schon Wahnsinn. Er war es auch, der schon die erste Attacke initiiert hat und selbst da hatte ich schon Probleme sein Hinterrad zu halten. An ihn wieder ranzukommen war also aussichtslos. Wir 3 nahmen also den letzten Hügel und in der Abfahrt setzte ich mich vorn an die Spitze. Es ging schließlich von um Platz 2 und da wollte ich zuerst auf die Zielgerade einbiegen. Das tat ich dann auch. Vorher schön weiter hoch geschalten, mit dem optimalen Gang angetreten und immer weiter beschleunigt und dabei immer einen Gang größer geschalten. Einfach durchziehen Steve, nicht umschauen, genau wie im Training. Und tatsächlich fuhr ich mit gut 5m Vorsprung über die Ziellinie. Jo, da hatte sich das Motortraining vergangene Woche doch gelohnt. Die Siegerehrung fiel diesmal auch ein reichlich aus: einen Pokal gabs, dazu noch Blumen, eine Siegerschleife nebst 40 Euro Prämie, sowie eine 3 Liter Flasche ganz frisches Bautzener Bier mit einer Maß vom Münchener Oktoberfest 2006. Das nenn ich mal Siegerehrung! Ich fands gut, da oben auf dem Treppchen gefällt es mir so langsam.