Tour de Kosova
Zum ersten Mal im Leben wollte ich eine Rundfahrt bestreiten, was ja für einen Radfahrer bekanntlich das höchste der Gefühle ist. Da es aber in Deutschland kaum einen Veranstalter gibt, der das halbwegs vernünftig hinkriegt, entschied ich mich eine Einladung vom Team Profiline anzunehmen und bei der 4tägigen Kosovo- Rundfahrt zu starten (28.8.-31.8.). Die Etappenlängen und -profile waren im Vorfeld als machbar ausgeschrieben: 115km flach, 100km Bergankunft, 80km flach, 115km flach. Für die erste Rundfahrt sollte das machbar sein, auch wenn meine Vorbereitung nicht ganz optimal war. Nach der Pürfungspause bestritt ich nur 2 Rennen. Mit dem "Waldenburger Bergrundstreckenrennen" (85km, Platz 15) und "Rund um den Sachsenring" (145km, 26. Platz) waren das zwar richtige Brocken und vom Ergebnis her nicht so toll, aber im Nachhinein hab ich alles richtig gemacht.
Wie war das jetzt im Kosovo? (ich fasse mich etwas kurz)
Am Dienstag abend, den sechsundzwanzigsten August erreichte ich gegen 18 Uhr das bayerische Schönau, dem Heimatort meines Teams. Dort traf ich auch auf meine Teamkollegen Heinz-Willy Leterle aus Kerpen und Benno Riedesser jr., sowie den Teamchef Benno Riedesser senior. Räder aufgeladen und los gings Richtung Wien. Dort stießen noch Ferdinant "Ferry" Bruckner und Andreas Legler zu uns. Nachts um 4 passierten wir die Grenze zu Serbien und es folgte eine endlos lange Fahrt und schlechte Straßen und Baustellen zur kosovarischen Grenze. Nach 19 Stunden im Bus kamen wir 13 Uhr in Prishtina an. Das Hotel war ganz okay und nach einer kurzen Ruhepause drehten wir noch eine kleine 57km Runde rund um die Hauptstadt, um uns schonmal einen Eindruck von Land und Leuten zu nehmen. Das Fahrverhalten der Autos war zwar etwas anders als zuhause, aber trotzdem viel verständnisvoller und ruhiger. 20 Uhr gabs Abendessen: Suppe, Salat, 2 Sorten Fleisch, bissel Gemüse und ein paar wenige Kohlenhydrate.
Am nächsten Vormittag war um 11 Uhr Start in der Fußgängerzone. 2km war es noch neutralisiert, aber auch danach ging nix richtiges los. Die Etappe führte das nur 30Mann kleine Starterfeld (Albaner, Rumänen, Kosovaren, Mazedonier) erst ein Stück nach NW nach Mitrovica, dann nach Peja im WSW. Im erstgenannten Ort sollte es eine Sprintwertung geben. Bei der 1000m- Marke führte ich das Feld an, Andreas hinter mir, der mir zurief, ich solle 1000m auf Zug fahren. Ich verstand das aber etwas falsch, trat an, beschleunigte zu stark und riss ein Loch auf. Ich war der Meinung, dass ich von vorn fahren sollte. Tja, das ging dann ich die Hose. Ich fuhr dennoch weiter und wurde bei der Sprintwertung noch dritter. Naja, 2s Zeitbonus. Danach überliesen wir die Führung wieder den anderen Teams. Bis zur Bergwertung. Normalerweise ist die ja oben auf dem Berg. Aber wir passierten den kleinen Hügel ohne einen Hinweis darauf. Erst in der Abfahrt(???) sahen wir die 1km- Markierung. Andreas zog daraufhin das Feld auseinander und hielt das Tempo hoch. Die Kosovaren und Albaner attackierten bei der Wertung am Fuße des nächsten Berges, wir liesen sie gewähren. Danach ging es gleich richtig hoch (7%) auf 1,5km. Ferry attakierte und 2 Albaner setzten, ich schloss ich kleine Lücke mühelos. Aus dem Feld machte aber keine Anstalten hinterher zu fahren. Wir hatten die Jungs wohl eiskalt ausgekontert. Ferry fuhr den Hügel von vorn, der 2er dahinter, dann ich und dann der 3er. Diesen konnten wir aber bald drauf loswerden und waren nur noch zu dritt. Nur leider sah es der 2er überhaupt nicht ein, mal mit durch die Führung zu gehen. Ferry drehte sich um und sagte ihm etwas. Ich bekam nur den letzten Satz mit "So we attack!" Gesagt, getan, er trat an, der 2er immer am Hinterrad. Ferry nahm wieder raus zog nach links raus, unser Gegner ebenfall. Ich nutzte die Gunst des Augenblicks und konterte, indem ich ganz nach rechts ausscherte und ebenfalls attackierte. Das Loch war gleich ein paar hundert Meter groß und jetzt musste der 2er fahren. Von Ferry konnte er nichts mehr erwarten, denn dem eigenen Teamkollegen setzt man nicht nach. Insgeheim hoffte ich aber doch, etwas Hilfe von ihm zu bekommen, denn es waren gerade mal 50km gefahren und gleich die erste Etappe mit einer kräftezehrenden 50km Soloflucht abzuschließen, war nicht so im Sinne des Erfinders. Aber Ferry schüttelte bald drauf mühelos seinen Begleiter ab, fuhr zu mir vor und wir legten ein astreines 2er-Mannschaftszeitfahren hin. Die 800 Höhenmeter dieser "Flachetappe" verteilten sich ja größtenteils nur auf die Berge zwischen km 50 und 65 und für den Rest der Wegstrecke war es flach, der Wind kam von hinten, sodass wir richtig schnell unterwegs waren. Mit 103 statt 115km war die Strecke auch noch etwas kürzer als angegeben und so erreichten wir mit einem Vorsprung von 4,5 Minuten das Ziel. Der Abstand war deshalb so überraschend, denn die Verfolger bestanden aus 9 Mann, davon 4 aus einem Teams. Und die Jungs schaffen es nicht, eine ordentliche Staffen aufzustellen und die Verfolgung zu organisieren. Eieiei... . Die Etappe gewann übrings ich :o) Das hieß, dass ich morgen im gelben Trikot fahren darf. Wahnsinn! Meine erste Rundfahrt und fahr gleich mal ins gelbe. Es folgte das obligatorische Siegerinterview für Fernsehen, viele Glückwünsche und die kurze Fahrt (mit dem Rad) ins Hotel. das war nicht ganz so geräumig, wie in Prishtina, aber ausreichend. Dumm nur, dass das Restaurant über einen Kilometer weg war. Als Radsportler fährt man da natürlich mit dem Auto, zumal wir 16 Uhr, 20 Uhr und früh um 8 Uhr da antreten mussten.
Fortsetzung folgt